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Buchtipps von CHIRONDO

„Anleitung zum Unglücklich sein.“

Wer will schon Spaß beim Lesen? Wer will schon durch die mit Bedacht gewählten Wörter des Autors durch den schweren Stoff geführt werden? Wer will schon auf endlose Zugverspätung hoffen, nur um weiter lesen zu können? Wer will schon unglücklich darüber sein, weil die Pausen zu kurz und die Gespräche zu anregend sind – um einfach in Ruhe zu lesen. ICH.

Ich sitze in der Bahn und habe mir das Buch von Paul Watzlawik gekauft: „Anleitung zum Unglücklichsein!“ Und plötzlich wird das Zugabteil zum Erlebnispark buntester Interaktionen.

Paul Watzlawik beschreibt die komplexen Kommunikationsprozesse mit einfachen, fast erschütternd schlichten Mustern. Ich kann mich eines Lachens oft kaum erwehren und – stecke meine Umwelt mit meiner guten Laune an.

Perspektivwechsel helfen?!

Mit einem literarisch perfiden Schachzug, wechselt der Autor schon durch die Wahl des Titels die Perspektive und erzeugt so ein inneres Aufbegehren des Lesers. „Anleitung zum Unglücklich sein!“. Was soll das? Spottet da jemand über unseren unersättlich schwierigen Zustand – Leben?

Dabei lehrt uns die religiöse Basis unserer abendländischen Kultur bereits, dass das Leben Leiden bedeutet und Erlösung erst irgendwann am Ende kommt. Und nun behauptet jemand, es bedarf einer Anleitung um richtig unglücklich zu sein. Was für eine Bedrohung unseres Wertesystems.

Anleitung zum Unglücklichsein!“ Das impliziert die Aussage, dass der natürliche Status darin besteht „glücklich zu sein“.

Und tatsächlich gelingt es dem Autor an vielen Beispielen aufzuzeigen, dass sich insbesondere die Bewohner der westlichen Hemisphäre in einem gesellschaftlichen Umfeld bewegen, in dem die evolutionären „Unglücklichmacher“ keine Bedeutung mehr haben. Hunger, Kälte, Krankheit, Tod sind in ihrer Bedrohung weit zurückgedrängt. Viel elementarer sind die Probleme, die aus unserem Umgang miteinander erwachsen.

Kommunikation als Drahtseilakt

Watzlawik zeigt mit kurzen einfachen Szenarien auf, wie schmal der Grad zwischen Ein- und Unverständnis in der gegenseitigen Abstimmung ist. Kommunikation als Drahtseilakt. Da ist der Mann den den Einkaufszettel vergisst und bei seiner Rückkehr darauf spekuliert, dass seine nachfragende Frau der neandertalischen Sammelleidenschaft folgend, sowieso bereits vorsorglich eine über das notwendige Maß erforderliche Stückzahl dessen noch liegen hat, was er jetzt versäumte zu kaufen. Und mit einer einfachen umkonkreten Redewendung einer langen Diskussion aus dem Weg geht, die ihn unglücklich hätte sein lassen können.

Immer wieder beschreibt der Autor an einfachen, alltäglichen Beispielen, wie durch unsere Vorannahmen, Deutungen und vorzeitigen Interpretationen banale Fragen aus ihrem Kontext gerissen und verkompliziert werden.

Mit einem leichten Schreibstil, der eher an eine Kurzgeschichte von Tchechow als an das „semi“-Fachbuch eines Kommunikationsexperten erinnert, fliegen die Seiten und Protagonisten dem Leser entgegen.

Paul Watzlawik zeigt auf, wie schwer wir uns diese inzwischen bedrohungsarme Welt dadurch machen, das wir einander kaum zuhören, nicht hinhören oder das Gesagte mit viel Mühe so ganz anders verstehen als es möglicherweise gemeint war. Und er zeigt auf, welchen enormen und hochspezialisierten Aufwand wir durch unsere gesellschaftliche Sozialisation betreiben, um das Glück möglichst zu verhindern – wie wir uns anleiten, unglücklich zu sein.

Gelungene Kommunikation macht glücklich

In den Maßnahmen von CHIRONDO greifen wir dieses Prinzip auf. Die Teilnehmer erfahren, wie sehr ihr natürliches Verhalten durch vorweggenommene, oftmals fehlerhafte Einschätzungen verdeckt wird. Sie lernen frühzeitig zu erkennen, auf ihre eigene innere Stimme zu hören und so die Kommunikation klarer und präsenter zu gestalten und damit besser für alle Beteiligten. Sie erkennen, wie sehr sie es in der Hand haben, durch gelungene Interaktion glücklich zu sein.

Und Pferde zeigen uns deutlicher und klarer als Menschen, was wir in jeder Sekunde tun, um das uns geschenkte Glück selbst zu verhindern. Pferde unterliegen nicht unseren Sozialisationsinstanzen, sind genaue und aufmerksame Beobachter und mit ihrer Größe nicht zu vernachlässigende Spiegel.

Der Zug ruckt an und nähert sich dem Bahnhof. Dem Ziel meiner Reise, dem Ende der Lesepause viel zu schnell entgegen.

Aber ich steige aus und werde darauf achten, mir weniger Mühe zu geben um unglücklich zu sein – und einfach zulassen, dass ich das Glück annehme – als Geschenk des Miteinanders und so ganz von allein!

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    Über Doreen Beier

    Die Menschen- und Pferdekennerin coacht mit ihren Pferden Führungskräfte aus ganz Deutschland. Ihr Buch „Überholen mit 1 PS – Wie Manager von Pferden lernen“ erzählt amüsant und selbstkritisch zugleich die Geschichte von CHIRONDO, erläutert psychologisches Basiswissen und liefert detaillierte Beschreibungen der Trainingsmethoden. Als Blog-Autor schreibt sie zu Führungsthemen, gibt Einblicke in die CHIRONDO Welt und stellt ihre Vision des modernen Führungskräfte-Trainings vor.
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    Autor: Doreen Beier am 7. Okt 2014 12:36, Rubrik: Buchtipps von CHIRONDO, Literatur / Buchtipps, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentare geschlossen.

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