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Buchtipps von CHIRONDO

Elf ist freundlich und fünf ist laut

Deutschland ist das Königreich der Hinweisschilder. Und immer wieder geben diese der Volksseele Anlass, sich zu empören. Dabei scheint es eine Kunst zu sein, in einem einzigen Symbol einen gesellschaftlichen Zustand abzubilden. An einer Kneipe klebt ein Bild mit einer durchgestrichenen Familie und in der Bahn finde ich die symbolisierte Bitte, mit der eigenen Musik per Kopfhörer seinen Nachbarn nicht zu stören.

Mein Favorit: Der Hinweis im Park „Nur für Ältere OHNE Kinder“ – Denken Sie sich das Bild dazu einfach mal selbst.

Realitäten

Immer wieder sind es unterschiedliche Perspektiven der Gegenwart, die aufeinanderprallen, aus denen Konflikte resultieren. Die Geißel der Vielfalt in unseren Perspektiven, wobei jeder für sich annimmt, am dichtesten an der Realität zu sein. Jene Realität von der wir glauben, dass dieser Zustand, nur weil man selbst und eine vermeintliche Mehrheit ihn so wahr- und hinzunehmen scheint, wahrhaftig ist

Doch wie schwer muss dieser Unterscheid zur „Mehrheit“ für Menschen sein, bei denen der Unterschied die Normalität ist? In seinem Buch „Elf ist freundlich und Fünf ist laut“ beschreibt ein Autist die Welt aus seiner Perspektive.

Die Welt aus der Sicht eines Autisten

Der Autor Daniel Tammet ist einer von weltweit etwa fünfzig Savants (frz.: Wissende). Sein Leben, Denken und Fühlen sind von zwei besonderen Krankheiten geprägt – dem Savant-Syndrom und dem Asperger-Syndrom, einem High-Functioning-Autismus. Zahlen nimmt Tammet als Formen, Farben, Strukturen und Bewegungen wahr. Die 1 etwa ist wie ein Blitz, die 5 wie ein Donner.

Stellen Sie sich mal vor, Sie fragen einen attraktiven Menschen nach der Telefonnummer und bekommen ein Farben-, Formen- und Lautstärkegewitter. Und zwar immer, jeden Tag. An der Kasse, in jedem Film, ja selbst, wenn Sie nach der Uhrzeit fragen. Das ist deren Realität. Und so faszinierend sich deren Welt auch darstellen mag, die Möglichkeiten dieser Menschen zur „Normalität“ zu gehören, sind deutlich eingeschränkter als unsere.

Perspektiven

Ich denke daran, wie schwer es mir manchmal fällt, die Perspektive meines Gegenübers einzunehmen oder mir gar dessen Realität vorzustellen. Wie sauer der Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit sein muss, wenn mein Hund ihm fast ins Rad läuft, er zu stürzen droht und somit sein Tag völlig durcheinander wäre. Und nicht zurück zu schimpfen, wenn der Radler sich lauthals darüber empört. Und Sie werden sich wundern, wie irritiert ihr Gegenüber ist, wenn Sie dann sagen: „Ich verstehe dass sie sauer sind!“. Wir sind es nicht gewohnt, die Perspektive des anderen als genauso real, genauso wahrhaftig zu akzeptieren, wie die unsrige. Und auch den Vorteil der anderen Perspektive zu erleben.

Tammet beschreibt in seinem Buch mit einer faszinierenden Innensicht eine pathologisch „andere Perspektive“, die damit verbundenen Schwierigkeiten aber auch die kurzen Momente des Glücks, wenn er einen Moment der Akzeptanz erlebt.

Horizonte erweitern

Es bedarf der Überwindung und Übung, diesen Schritt „zum Anderen“ zu gehen und durch diese Änderung der Sichtweise den eigenen Horizont zu erweitern. Wieso erlebt der Mitarbeiter den neuen Auftrag als stressig, obwohl es doch gleichzeitig der existentielle Garant für dessen Gehaltszahlung ist? Wieso kann durch eine kleine Äußerung ein Missverständnis in der Kommunikation erzeugt werden? Und wieso ist es so schwer, Kritik wertschätzend anzubringen und ein konstruktives Feedback zu geben? Und zwar so, dass es aus der Perspektive des anderen annehmbar ist?

Das Training von CHIRONDO zeigt Ihnen Ihre Möglichkeiten und Grenzen für diesen Schritt auf. Bei uns lernen Sie, die Vorteile der Schritte „zum Anderen“ und zu neuen Perspektiven kennen und einzusetzen.

Ich bin anders – Du auch

Ich bin am Ende des Buches froh, dass es mir mit wenigen Schritten, mit etwas gutem Willen und etwas weniger Emotionen gelingen kann, die Perspektive meines Gegenübers einzunehmen. Und mir wird klar, dass niemand vor sich herträgt, wie dicht dran oder wie weit weg ein jeder von unserer „Normalität“ entfernt ist.

Und ich denke darüber nach, welchen Schildes es bedürfte um zu sagen: Ich bin anders – Du auch. Gut so!

Weitere Buchtipps von CHIRONDO zu den Themen Wahrnehmung und Realitätsgestaltung:

Denken hilft zwar, nützt aber nichts – Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen

Anleitung zum Unglücklichsein

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    Über Doreen Beier

    Die Menschen- und Pferdekennerin coacht mit ihren Pferden Führungskräfte aus ganz Deutschland. Ihr Buch „Überholen mit 1 PS – Wie Manager von Pferden lernen“ erzählt amüsant und selbstkritisch zugleich die Geschichte von CHIRONDO, erläutert psychologisches Basiswissen und liefert detaillierte Beschreibungen der Trainingsmethoden. Als Blog-Autor schreibt sie zu Führungsthemen, gibt Einblicke in die CHIRONDO Welt und stellt ihre Vision des modernen Führungskräfte-Trainings vor.
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    Autor: Doreen Beier am 31. Aug 2015 10:15, Rubrik: Buchtipps von CHIRONDO, Literatur / Buchtipps, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentare geschlossen.

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