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Führungswissen

Der Werte-Alltag in deutschen Unternehmen – Was Führungskräfte sagen

Die Fokussierung auf Leistung, Effizienz und Produktivität klappt in den meisten Unternehmen gut. Es herrscht eine hohe Übereinstimmung zwischen den Formulierungen auf dem Papier und der gelebten Praxis.

Weit schmerzlicher erleben Führungskräfte den Alltag in Bezug auf Mitarbeiterorientierung und Innovationsstreben. Obwohl diese beiden Kategorien von ihnen als besonders wichtig eingestuft werden, finden sie sich selbst in einer anderen Unternehmensrealität wieder. Ein Zustand, der auch bei den Führungskräften Spuren hinterlässt.

Die aktuelle Studie der Wertekommission gibt Aufschluss über die Kultur in deutschen Unternehmen.

Die Studie der Werte-Kommission

Die Initiative Werte Bewusste Führung e.V. führt seit 2006 jährlich in Zusammenarbeit mit der Universität Witten/Herdecke die Befragung von Führungskräften zum Thema Wertebewusstsein und Werteentwicklung in deutschen Unternehmen durch.

Die 6. Veröffentlichung in dieser Reihe aus 2014 zeigt deutlich auf, welches Konfliktpotenzial in der Differenz zwischen Werten der Mitarbeiter und den Unternehmenszielen liegt. Darin heißt es:

„Werte dienen als Orientierungshilfe für Führungskräfte und Mitarbeiter, die zunehmend eigenverantwortlich arbeiten müssen. Widersprechen die persönlichen Werte der Mitarbeiter den Zielen des Unternehmens oder dem gelebten Verhalten der Vorgesetzten, kann dies nicht nur zur Demotivation, sondern auch zum Wechsel des Arbeitsplatzes führen.“

Was Führungskräften wichtig ist

Die Wertekommission erfasst die Einstellungen der Führungskräfte unter anderem auf der Grundlage von 4 Wertedimensionen:

  • HR-Orientierung (Fokus auf Wertschätzung und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter und Führungskräfte)
  • Innovationsstreben (Fokus auf Weiterentwicklung und Kundenorientierung)
  • Leistungsorientierung (Fokus auf Effizienz und Produktivität)
  • Interne Stabilität (Fokus auf Stabilität von Prozessen und Kontinuität)

In der Beurteilung der persönlichen Relevanz von Werten im Unternehmen identifizierten die Führungskräfte die HR-Orientierung als wichtigste Dimension. Das Innovationsstreben folgt dicht darauf, wobei der Fokus hier auf dynamischem und unternehmerischem Handeln, Freiheit sowie Kreativität liegt. Leistungsorientierung und Interne Stabilität werden als weniger wichtig eingestuft.

Werte-Diskrepanz zwischen Führungskraft und Unternehmen

Im wahren Leben ist es genau anders herum. Effizienz und Produktivität als Maßstab des Handelns wird in den Unternehmen als am stärksten ausgeprägt erlebt. Die Fokussierung auf einen wertschätzenden Umgang miteinander und die Innovationsfreudigkeit werden von den Befragten in ihren Unternehmen als nichts sehr stark gelebt wahrgenommen.

Bei der HR-Orientierung zeigt sich die größte Differenz zwischen den persönlichen Werten der Manager im Vergleich zu den im Unternehmen gelebten Werten. Obwohl sich die Führungskräfte vor allem HR-Orientierung in Form von Wertschätzung und Personalentwicklung wünschen, wird gerade dies in bzw. von den Unternehmen nicht gelebt.

Der „Werte-Gap“ führt zu weniger intrinsischer Motivation und Kooperationsbereitschaft

Welche Auswirkungen hat diese erlebte Werte-Diskrepanz auf die Motivation der Menschen im Unternehmen?

Mit Blick auf die Befragten zeigt die Studie eindeutige Muster auf. Demnach führt die hohe Differenz zu einem Verlust an intrinsischer Motivation. Das bedeutet, je weniger eine HR-Orientierung im Unternehmen aus Sicht der Führungskräfte stattfindet, obwohl sie sich diese Orientierung wünschen, desto weniger engagieren sie sich für ihre Arbeit aus sich heraus. Sie arbeiten dann eher aufgrund extrinsischer Anreize, wie Bonuszahlungen oder Streben nach Beförderung.

Und noch ein weiterer Zusammenhang wird laut der Werte-Kommission deutlich. Intrinsisch motivierte Führungskräfte weisen eine höhere Kooperationsbereitschaft auf als extrinsisch motivierte, so dass der „Werte-Gap“ auch einen indirekt negativen Einfluss auf die Kooperationsbereitschaft der Führungsmannschaft hat.

Bedenkt man, dass gerade in innovativen und komplexen Umfeldern die Bereitschaft zur Kooperation immer wichtiger wird, um durch gemeinsame Problemlöseprozesse und Wissenstransfer bereichsübergreifende Neuerungen und Synergien zu erzielen, wird deutlich, welch gravierende negative Auswirkungen die gelebte Werte-Kultur auf die Menschen in den Unternehmen hat.

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    Über Doreen Beier

    Die Menschen- und Pferdekennerin coacht mit ihren Pferden Führungskräfte aus ganz Deutschland. Ihr Buch „Überholen mit 1 PS – Wie Manager von Pferden lernen“ erzählt amüsant und selbstkritisch zugleich die Geschichte von CHIRONDO, erläutert psychologisches Basiswissen und liefert detaillierte Beschreibungen der Trainingsmethoden. Als Blog-Autor schreibt sie zu Führungsthemen, gibt Einblicke in die CHIRONDO Welt und stellt ihre Vision des modernen Führungskräfte-Trainings vor.
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    Autor: Doreen Beier am 30. Jan 2015 20:34, Rubrik: Führungswissen, Pferde - Impuls, Wissen, Inspiration, Kommentare per Feed RSS 2.0, Kommentare geschlossen.

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